Dieser Lauf könnte aufgrund der Covid-19-Epidemie für diverse Wochen der letzte Lauf seiner Art gewesen sein. Mittlerweile sind nahezu alle Läufe, teilweise bereits bis weit in den Mai hinein, abgesagt oder drohen abgesagt zu werden. Bereits bei diesem Lauf hatte ich kein 100% gutes Gefühl mehr. Den Lauf unter freiem Himmel selber erachtete ich für unkritisch, was die Ansteckungsgefahr mit dem Corona-Virus betraf, und nur Veranstaltungen mit mehr als 1000 Personen waren bis dahin untersagt. Aber zu Beginn wurde das Auto am Ziel, an der S-Bahn Station Mittlerer Landweg in Hamburg Billwerder, geparkt und dann ging es per S-Bahn, Regionalbahn und Personenfähre einmal quer durch Hamburg auf die andere Elbseite zum Start am Rüschpark in Finkenwerder. Das machte mir ein wenig Sorgen. Zum Glück waren aber alle Verkehrsmittel in den frühen Morgenstunden des Samstags extrem leer. Die Personenfähre ab Landungsbrücken hatten wir quasi mit einer Hand voll Läufer für uns allein.
Nach kurzem Briefing und Gruppenfoto ging es gegen 10:15 Uhr auf die Strecke. Der Plan war eigentlich, mit Ralf zusammen zu laufen. Dieser Plan ging aber nicht auf. Nach wenigen Kilometern huschte ich kurz in ein von Bauarbeitern leichtsinnigerweise offen stehen gelassenes Dixieklo und entledigte mich anschließend noch einiger, aufgrund der mittlerweile gestiegenen Temperaturen, überflüssig gewordener Kleidungsstücke. Ich versuchte danach wieder, zu Ralf aufzuschließen. Aber keine Chance, die Beine waren einfach zu schwer, so dass ich ab da alleine unterwegs war. Social Distancing war ja eh gerade angeraten 😉 Ralf lief dann am Ende respektable 57 Minuten vor mir ins Ziel.
So ab Kilometer 15 fühlten sich die Beine endgültig bleischwer an. Der Wind kam mit 3-4 Windstärken größtenteils direkt von vorne, trotzdem machte das Laufen bei dem tollen und sonnigen Frühlingswetter und Temperaturen bis 11°C richtig Spaß. Im Genießermodus wurde Kilometer um Kilometer abgespult.
Es gab dieses Mal zwei Verpflegungs- und Kontrollpunkte. Neben Keksen, Gummibärchen und Getränken war das Eintragen in die Kontrollliste hier das Wichtigste. Die Ansage war, wer nicht in den Kontrolllisten steht, bekommt pro fehlendem Eintrag 2 Stunden Zeitstrafe. Der 1. der beiden Kontrollpunkte war nicht zu verfehlen, wenn man penibel dem vorgegebenen Track folgte. Die Versorgungskiste stand direkt neben dem Weg. Der 2. Kontrollpunkt lag etwas abseits des Tracks auf dem GPS und ich bin dann auch prompt daran vorbei gelaufen. Ich lief und lief, sehe dann schon den Elbpark Entenwerder vor mir und realisierte plötzlich, verdammt, du bist irgendwo am Kontrollpunkt vorbei gelaufen. Also noch mal wieder unter der Norderelb-Brücke durch und zurück über die Selbige. Innerlich fluche ich lautstark. Über 1.5 km zusätzlich, wegen eigener Dummheit. Aber besser 15 Minuten extra, als 2h Zeitstrafe 😉
Ich genoss dann noch – gefühlt schneckenlahm vor mich hin schleichend – die letzten ca. 10 km parallel zu Norderelbe und Dove-Elbe. Anschließend noch ein kleines Stück Straße und nach 7h und 6min war ich dann mit fast 53km auf der Uhr wieder am Auto an der S-Bahn Station Mittlerer Landweg. Bei solch einem Top-Wetter ein wahrlich genialer Lauf.