Der 6. Süntel-Trail startet und ich bin zum 6. Mal dabei. Das spricht Bände. Einfach immer wieder eine tolle und perfekt organisierte Veranstaltung in einer sehr schönen Ecke, direkt vor der Haustür (naja fast, ca. 45min mit dem Auto) .

Aus Wikipedia.de:

Der Süntel ist einer der typischen kompakten Bergstöcke des Weserberglandes, die diesem Landschaftsraum neben schmalen Schichtkämmen sein Gepräge geben. In einer Entfernung von rund 15 Kilometern nördlich der Stadt Hameln erstreckt sich der Süntel von Nordwesten nach Südosten über etwa 12 km als östliche Fortsetzung des Wesergebirges und ist umgeben vom Auetal im Norden, dem Deister-Süntel-Tal im Nordosten und dem oberen Wesertal im Südwesten. Die höchste Erhebung liegt im Südosten mit dem sanft ansteigenden Doppelgipfel der Hohen Egge. Im mittleren Teil stellt der Süntel eine von gewundenen, nach Südwesten gerichteten Tälern stark zerlappte Schichtstufe dar, eine im Leine- und Weserbergland eher seltene Gebirgsform (neben Osterwald, südlichem Deister und den Sieben Bergen). Hier prägen lange, senkrechte, und am Hohenstein bis zu 60 m hohe Wandfluchten das Landschaftsbild, sowie zahlreiche Besonderheiten wie Wasserfälle, Hangrutschungen, schluchtartige Kerben, Zerrspalten und Höhlen.
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Der Süntel gehört zum Naturpark Weserbergland Schaumburg-Hameln. Der Hohenstein mit seiner engeren Umgebung ist ein Naturschutzgebiet, für das oberhalb der höchsten Klippen ein Betretungsverbot besteht.

Und wie immer auch das gleiche Drama am “Morgen”. Der Wecker klingelt um 03:00 Uhr, obwohl ich erst gegen Mitternacht ins Bett gefunden habe. Kurz vor 04:00 Uhr geht es dann per Auto Richtung Bad Münder. Diesmal habe ich aber wieder das Glück, dass Kerstin dabei ist und fährt. So kann ich noch eine halbe Stunde im Auto dösen.

Um 05:00 Uhr dann ein üppiges Frühstück und Klönschnack mit den anderen Startern. Dieses Mal passen überraschenderweise 4 Brötchen und noch eine fette Schale Joghurt in meinen Magen. Ob ich damit noch irgendeinen Berg hochkomme. Egal, es schmeckt …

06:00 Uhr, noch fix ein schnelles Startfoto und dann schickt uns Häuptling Helmut mit einem etwas überraschenden Knall aus seiner Startpistole auf die Piste. Nach vorhergehendem Studium der Starterliste weiß ich, dass ich heute ziemlich sicher zu den Langsameren gehöre und sortiere mich hinten im letzten Drittel des Feldes ein. Bis zum Springer Steinbruch laufe ich zusammen mit Jan. Als ich aber Zwecks Foto zur Klippe oberhalb des Steinbruches kurz abzweige, ist auch Jan verschwunden. Ich genieße mit leiser Musik im Ohr die morgentliche Kühle, aber doch schon schwül-feuchte Stimmung im Wald.

Bei Kilometer 12, noch im Deister, werde ich dann endgültig wach. Ein kleines Rinnsal, welches normalerweiser unter einer einzelnen Gehwegplatte als Brücke durchpasst, ist, den enormen Niederschlägen der letzten Woche geschuldet, zu einem 3 Meter breiten flachen Bach angewachsen. Keine Chance da ohne nasse Füsse durchzukommen. Das Wasser steht bis knapp über die Knöchel der Füße. Angenehm kühl das Wasser 😉

Irgendwo auf der Passage zwischen Deister und Süntel, bei km 17, steht dann Martina, die Chefin von Helmut, mit einem Verpflegungspunkt. Kurz die Getränkevorräte ergänzt und weiter geht es. Es sind schließlich noch 63km zu laufen.

Die Zeit bis zum 2. Verpflegungspunkt, an dem mich auch dieses Jahr wieder der Sheriff herzlichst empfängt, vergeht wie im Fluge. Nach diesem VP geht es dann erst einmal 4 km fast nur bergauf zum Süntelturm auf ca. 440m N.N. (Hohe Egge). Für diesen Aufstieg nutzen wir “Eickermann-Spezialwege”. Diese verkrauteten und brennnesselbewehrten Wege sind zwar in der Tat in guten Karten verzeichnet, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die Teilnehmer des Süntel-Trails die Einzigen sind, die dort einmal im Jahr durch laufen 😉 Ich vermute, selbst Rehen und Wildschweinen sind das zu viele Brennnesseln.

Hinter dem Süntel dann zunächst einmal wieder (bis auf kurze trailige Abschnitte) 10 km entspanntes Laufen auf Forstwegen bis herüber zur Pappmühle. Dort warten u.a. Martina und Grit mit allerlei Leckerem auf uns. Trinken auffüllen, Käsewürfel-Vorrat plündern, ein Stück Melone in die Faust und weiter. Auf der Uhr stehen bereits ca. 41 Kilometer.

Jetzt kommt einer der für das Auge interessantesten Abschnitte. Es geht über unangenehm krumme Betonstufen rauf auf den Hohenstein. Auf dem Weg dorthin geht es auf einer Strecke von ca. 1 km immer unterhalb der Klippen entlang, schön steil über einen Naturwald-Trampelpfad hinauf zur Teufelskanzel und weiter zum Hirschsprung. Am Hirschsprung geht es nach 2 Minuten satt gucken und einem Selfie aber auch gleich weiter. Wo es geht, laufe ich auf dem Weg nach unten jetzt neben den merkwürdigen Treppenstufen. Das erscheint mir ungefährlicher.

Nachdem man nun wieder brav nach unten gelaufen ist, geht es, wie sollte es anders sein, wieder nach oben. Ein traumhafter Aufstieg durch das Totental bis hinauf zur Blutbachquelle. Dieses Tal soll 782 Schauplatz einer blutigen militärischen Schlacht gewesen sein. Daher auch der Name Blutbach bzw. Totental. Ich habe den Blutbach unten im Tal auch schon komplett trocken erlebt. Dieses Mal aber rauscht und plätschert es den kompletten Weg nach oben reichlich. Und es gibt beim Einstieg ins Tal beim Überqueren des Baches erneut nasse Füße. Man gewöhnt sich dran 😉

Über das Dachtelfeld und die Südwehe, wo es auch immer mal wieder tolle Felsformationen zu entdecken gibt, geht es nun über Kessiehausen zu einem weiteren Highlight, der steinernen Treppe. Kaum wieder rauf auf dem Berg, geht es nun, vorbei am Hamelspringer Steinbruch, wieder steil bergab. Und zwar so steil, dass man es größtenteils nicht laufen lassen kann.

In Hamelspringe, bei ca. Kilometer 60, befindet sich dann der nächste VP. Hier treffe ich überraschenderweiser auf Christoph und Michael. Nanu!? Die beiden waren bei VP2 doch locker 20 Minuten vor mir. Jetzt sitzen sie hier zurückgelehnt in Gartenstühlen und scheinen so gar keine Lust zu haben, weiterlaufen zu wollen. Nachdem ich mich gestärkt habe, wandert noch eine Flasche Malzbier in meinen Rucksack. Von Christoph und Michael bekomme ich bei Verlassen des VPs dann noch die “Drohung”, dass sie mich gleich wieder einholen werden, hinterher gerufen. Aber soviel sei vorweg genommen, obwohl beide locker das läuferische Potential hätten, dass auch umzusetzen, schaffen sie es dieses Mal mit ihrer kleinen Formschwäche nicht. Das gibt mal wieder ein Kreuz im Kalender: Zum dritten Mal in 5 Jahren vor Michael Hartmann im Ziel gewesen. Das kommt nicht häufig vor 😉

Jetzt beginnt die kleine “Gemeinheit” dieses Laufes. Mit bereits ca. 63km in den Beinen geht es noch ein zweites Mal hinauf zum Süntelturm. Eine ca. 10 km lange steile Passage mit einigen hundert Höhenmetern, anfangs über einen Betonplattenweg. Aber irgendwann ist auch dieser Anstieg gemeistert. Oben am Turm gibt es dann die Malzbierflasche auf ex. Anschließend geht es hinten um die Eulenflucht herum wieder hinab.

Letzter VP. Die Uhr zeigt etwa 74 km. Drei Haferkekse gefuttert und ein wenig Cola in die Trinkflasche gefüllt, schickt mich der Sheriff mit den Worten, “Sind ja keine 10 km mehr” auf den Rest der Strecke. Jetzt kommen aber erst einmal 2 km ohne jeglichen Schatten und Wind über staubige Wirtschaftswege. Puh. Die Sonne brennt, der Schweiß läuft.

Zum Glück gibt es nach dem Springer Bad Münder Bahnhof dann bald wieder schattigen Wald. Als ich dann zusätzlich nach mehrmaligen hin- und herrechnen noch realisiere, dass ich doch noch unter 12 Stunden bleiben kann, laufen die letzten 5 km plötzlich wieder wie von alleine.

Am Ende stehen 11h56min30s bei 83.8 km auf meiner Uhr. 30 Minuten langsamer als 2016 und 2015, aber sehr locker und entspannt gelaufen. Das wird nahezu ohne Muskelkater abgehen.

Danach dann Klönschnack, Weizenbier, Dusche und ein gemeinsames, feudales Abendessen mit anschließender Siegerehrung und Urkundenausgabe. Topp …

Bleibt am Schluss wieder nur der Dank an Helmut und alle helfenden Süntelgeister im Hintergrund, für die perfekte Ausrichtung dieses Laufes. Wenn es eine 7. Ausgabe des Süntel-Trails geben sollte, versuche ich wieder dabei zu sein.

Die Strecke als Relive-Video …

So denn, bis 2018 …

P.S.: Fotos!? Es wird mittlerweile schwierig etwas Neues zu entdecken, was noch auf keinem der über 1000 Fotos der letzten 5 Jahre zu finden ist. Aus ca. 150 Bildern von Kerstin, die dieses Mal 30 km geocachend durch den Süntel gewandert ist, dabei aber außer Jörg keinem Läufer begegnet ist, und ca. 150 Bildern von mir, haben wir dennoch einige ausgewählt: