Vorweg, die Laune des Racedirectors war gar nicht so schlecht. Sein Gabentisch wurde von den Teilnehmern mit Mitbringseln (das Meiste davon alkoholisch, siehe Foto) aus ihrer Region wieder üppig gefüllt und außerdem konnte er sich an reichlich DNFs (DNF = did not finish) erfreuen. Es war herrlich, zu sehen oder zu hören, wie Michael bei fast 30% der Starter seinen neuen und eigens dafür angefertigten, riesengroßen (geschätzt bestimmt 50cm² Fläche) DNF-Stempel, in roter Farbe, voller Freude auf die Urkunde geschmettert hat, dass sich die Balken (bzw. in diesem Fall der Tisch) nur so bogen.

Mir ist es auch dieses Mal, bei meiner 4. Teilnahme, wieder gelungen dem DNF zu entgehen, obgleich ich selten so dicht dran war. Der Start erfolgte wie immer pünktlich mit den (sinngemäßen) Worten “… was steht ihr hier noch ‘rum, es ist 17:00 Uhr …”. Es galt die erste Schleife über 50 km bis zum erneuten Eintreffen an der Kulturherberge in Wrisbergholzen so zu laufen, dass man um 01:00 Uhr die Herberge als Verpflegungspunkt wieder verlassen hat. Sonst, so die ernst gemeinte Drohung, ist man raus aus dem Lauf. Ich war dieses Mal um 00:20 Uhr zurück an der Kulturherberge. 40 Minuten nach der Zeit vom letzten Jahr. Das war schon recht knapp, aber passte noch. Trinkblase wieder aufgefüllt. Ein paar Lebkuchenherzen eingeworfen. Powerbank an das Smartphone geklemmt, damit der GPS-Tracker weiterhin meine Position an die besorgte Heimatbasis funken kann. Neues, rotes Blinklicht hinten an den Rucksack montiert. Um 00:32 Uhr war ich wieder auf der Piste.

Als ich vom Hochplateau oberhalb von Sack zwei Kilometer über freies Feld einen Wirtschaftsweg herunter laufe, kommt mir die Polizei entgegen gefahren. Ich fürchtete zunächst, dass ich denen jetzt erklären muss, was ich hier mitten in der Nacht mache und die mich dann gleich in die Geschlossene einliefern werden. Aber nein, sie blieben nur kurz stehen, bemusterten mich und fuhren weiter herauf aufs Plateau.

Die 2. Schleife über 30 km endete dann erschöpft, zufrieden und mit Matschanhaftungen hoch bis zu den Ohren um 05:10 Uhr wieder in der Kulturherberge. Das war mit 12h10min definitiv mein matschigster und langsamster KiLL. Echt krass. Außer auf 1-2 Kilometer am Südhang des Waldrands im Sackwald, wo es tatsächlich trockenes und raschelndes Laub gab, das Orga-Team hat wohl vermutlich vergessen hier zu bewässern, ging es über weite Teile der Strecke immer knöcheltief durch die schmierig, rutschige Matsche-Pampe. Bei mir zum Glück dieses Mal ohne Spagat und Bodenberührung.

Die Bodenverhältnisse, mangelnde Performance meinerseits und der Schiss vor ungewollter Bodenberührung (mein Bedarf daran ist nach zwei heftigen Einschlägen in den letzten Wochen noch gedeckt), war ich dieses Mal auf den 80 km ziemlich exakt eine Stunde langsamer als 2016. Aber egal, locker und ohne Blessuren wieder aus dem Wald zurückgekommen, machte sich trotzdem ein zufriedenes Gefühl in mir breit. Einen kleinen Dämpfer erhielt dieses Gefühl nur kurz, als ich die fiesen Geräusche hörte, welche Bert aus der Dusche heraus machte. Die schnellen Läufer und die diversen DNFs, die bei Kilometer 50 ausgestiegen sind bzw. wurden, hatte das komplette Warmwasser verbraucht und es galt mit eiskaltem Wasser zu duschen. Diese Eiswasser-Challenge war mindestens so hart, wie der KiLL selber 😉 Warme Nudeln und ein Weizenbier ließen mich die Eiswasserdusche aber anschließend schnell wieder vergessen. Gegen 06:00 Uhr ging es dann für ein kleines Nickerchen ins Auto. Um 07:45 Uhr meldete sich aber bereits der Wecker des Smartphones. Frühstück und um 08:00 Uhr dann Urkundenausgabe …

Wie immer bleibt nur der Dank an Susanne und Michael, plus alle helfende Hände des Orga-Teams (bzw. Therapeuten-Teams, wie Michael zu sagen pflegt), für diesen herausfordernden nicht-idyllischen-Landschafts-Lauf. Die Vorfreude auf 2018 ist schon da …

Hier noch ein Bericht von der schnellsten Frau im Felde und von Südkreisläufer Michael (allermeistens auch schneller als Frank) …