Zum zweiten Mal dabei gewesen, bei diesem kleinen, feinen und familiären Lauf von Matthias und Südkreisläufer Michael, und dieses Mal stehe ich immerhin nicht als Letzter auf der Ergebnisliste (aber dicht dran). 34. von 43 Startern, naja. Mein Plan war eigentlich schneller als in 2017 zu sein, dort hatte ich 10h 19min benötigt, was mir schon damals unendlich langsam vor kam. Dieses Mal wollte ich unter 10 Stunden bleiben. Bis zum 1. Verpflegungspunkt am Derneburger Schloss hat das auch gut funktioniert. Das Wetter ist top, um 5°C, fast kein Wind, nur leichte Bewölkung, das Laufen fällt leicht.

Am Derneburger Schloss werde ich von Harald, Andreas und Gerno eingeholt. Ich versuche noch kurz an den Jungs dran zu bleiben, lasse aber schnell abreißen. Schon bei Kilometer 20 auspowern, erscheint mir auf einem 70km-Lauf keine gute Idee zu sein. Ich muss mein eigenes Tempo laufen.

Bei Kilometer 35, in der Zentrale des Wahnsinns, Michaels Werkstatt, im schönen Wehrstedt, befindet sich auch dieses Jahr wieder der 2. Verpflegungspunkt . Hier wird die Trinkflasche neu gefüllt und Nüsse, Lebkuchen sowie Schokolade eingeworfen. Ich bin dort erstaunt, dass ich noch auf Gerno treffe, der gerade den VP verlässt, als ich eintreffe.

Noch vor dem Maiental treffe ich wieder auf Gerno, der mit einem Garmin-GPS, welches er spontan während des Laufes von Harald geliehen bekommen hat, kämpft. Nach ein wenig üben gelingt es mir auf seinem GPS wieder den Track des SuMeMa auf das Display zu zaubern. Wir laufen ein Stück zusammen, aber oben am Fernmeldeturm auf dem Griesberg angekommen, ist hinter mir von Gerno nichts mehr zu sehen. Es läuft jetzt wieder richtig flüssig bei mir.

Kurze Zeit später laufe ich auf Alex auf, der zwar anfangs schneller war als ich, jetzt aber anscheinend langsamer geworden ist. Quasselnd laufen wir auf dem Abstieg vom Griesberg Richtung Erlengrund an einem Abzweig vorbei und machen etwas unfreiwillig einen Extrakilometer. Kann passieren 😉 Alex berichtet nebenbei, dass er keine Stirnlampe dabei hat. Meine Hochrechnung ergibt aber recht deutlich, dass es mit einem Finish im Hellen nichts mehr werden wird. Also beschließe ich nicht weiter “Gas zu geben”, sondern zusammen weiter zu laufen.

Wir meistern zusammen den Tosmar-Kammweg bis hinunter nach Diekholzen. Dann am 3. VP bei Söhre angekommen, ist Alex plötzlich nicht mehr hinter mir. Nanu. Meine anfängliche Theorie, dass Kerstin, die wir kurz hinter Diekholzen getroffen haben, ihn im Auto mitgenommen hat, erweißt sich aber als falsch. Kurze Zeit später taucht auch Alex am VP auf. Jutta und Stefan, die diesen VP betreuen haben allerdings schlechte Nachrichten für uns. Cola ist alle, es gibt nur noch Wasser. Schade … Nach Einwerfen einiger Gummibärchen geht es mit einem Bündel Salzstangen in der Hand zusammen mit Alex auf die letzten 14 Kilometer.

Jetzt kommen noch zwei echte Prüfungen. Einmal eine vielleicht 100 m lange, schmale und sehr steile Rampe, mit links Elektrozaun und rechts Stacheldraht. So dermaßen matschig, schmierig und rutschig, dass es mich unten fast rechts in einen Graben gehauen hätte und ich mehrfach kurz davor war den Boden zu küssen. Michael berichtet hinterher, dass Matthias feststellen musste, dass der Zaun auch tatsächlich unter Strom stand 😉 Autsch.
Die nächste Prüfung war dann die berühmt, berüchtigte Pferdewiese in einem Naturschutzgebiet an der Innerste bei Marienburg. Ein Kilometer auf einer Wiese mit Millionen von Pferde-Hufabdrücken, die alle bis zur Oberkante voll Wasser stehen, Teilweise ist der Matsch so klebrig, dass die Schuhe fast im Matsch stecken bleiben. Krass. An irgendeine Form von Laufen ist hier nicht zu denken. Es geht nur ums irgendwie überhaupt vorwärts kommen und überleben 😉 Die Tatsache, dass die Dämmerung mittlerweile weit vorangeschritten ist, die Stirnlampe aber noch im Rucksack liegt, machte die Sache noch “spaßiger”. Der Matsch hat es hier geschafft seinen Weg unter den Gamaschen durch zu den Socken zu finden. Das hatte ich auch noch nie. Über eine fiese Rampe dieser Hölle entkommen, geht es dann oben auf einem Pfad parallel zum Südfriedhof über einen 10 cm Hoch unter Wasser stehenden Weg weiter. Immerhin sind dadurch die Schuhe gleich wieder ein wenig gereinigt 😉

In Itzum kommen wir an einem Supermarkt vorbei. Während ich die Batterien an meinem GPS wechsele, besorgt uns Alex einen Liter der lang ersehnten Cola. Mit per Cola wiedererwecktem Lebensgeist geht es jetzt auf die letzten 6km. Nochmal rauf auf einen Kammweg. Der Kammweg ist zunächst fest geschottert und wir freuen uns endlich mal ohne Matsch laufen zu können. Aber die Freude hält nicht lange an. Nach vielleicht 500m ist “Ende der Ausbaustrecke” und wir stehen abermals bis zu den Knöcheln im Matsch 😉 Irgendwann kommt dann die Raststätte Hildesheimer Börde in Sicht. Jetzt nur noch 2 Kilometer bis zum Sportlerheim in Wendhausen. Auf diesen letzten Metern schaffen wir es ein zweites Mal, einen Abzweig zu verpassen und machen nochmals ein paar Meter extra.

Am Ende stehen 10h56min auf der Uhr. Statt 68km sind es mit den Verlauf-Aktionen 71.6km geworden.

Im Ziel lasse ich mir dann ein Weizenbier und einen köstlichen, dicken Cheeseburger, den Michael Neumann, (wie ich vermute) auf seinem aus alten amerikanischen Saturn-V Brennstufen gebauten Raketen-Ofen, frisch zubereitet, schmecken.

Anstregend wars, das selbst gesetzte Zeitlimit gerissen, leichter Muskelkater, aber irgendwie doch wieder genial. Wenn es eine Fortsetzung in 2019 gibt, wäre ich gerne wieder dabei!

Dank an Michael und Matthias für diese tolle Veranstaltung und natürlich auch an alle helfenden Hände im Hintergrund (Martin, Jutta, Stefan, Kerstin, und … … … ) , alle Sponsoren, sowie an meine Kerstin für den Fahrdienst und ihre Geduld an der Strecke!